Kreuzweg St. ME (c) M. Haschke

St. Mariä Empfängnis - der Kreuzweg

Der Kreuzweg in den Seitenschiffen besteht aus gedruckten Bildern des Künstlers Sieger Köder. Er ersetzt den stark beschädigten Kreuzweg, den 1930 der Maler Albert Diemke auf Kupferplatten für die Kirche anfertigte. - In den Seitenschiffen sind auch die 12 Apostelleuchter an den Stellen angebracht, an denen die Kirche geweiht wurde.

Die Originalbilder des Kreuzweges von Siger Köder können Sie übrigens ganz in der Nähe bewundern: in der Kirche St. Nikolaus in Bensberg!

 

Die folgenden Texte stammen von Renate Görlich (Quelle: u.a. Sieger Köder, Pfarramt Dapfen)

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

Erste Station: Jesus wird zum Tode verurteilt (c) M. Haschke

Aufrecht steht Jesus vor seinen Richtern, die Hände mit grobem Strick gefesselt.  Kajaphas, der Hohepriester, will,  dass der römische Statthalter das Todesurteil spricht.  Kajaphas  umklammert die Heilige Schrift, die Thorarolle.“ Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben“, heißt es.  Pilatus  gibt nach einigem Zögern nach.  Was ist Wahrheit, fragt er. Dann wäscht er seine Hände in Unschuld. Blutrot färbt sich das Wasser.

Jesus,  du erfährst die Ungerechtigkeit der Richter,  du erfüllst den Willen deines Vaters. Hilf uns, dass wir  im Leben  Gottes Willen, unserem Gewissen und der Wahrheit folgen.

2. Station: Jesus ergreift das Kreuz

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (c) M. Haschke

Jesus wurde gegeißelt, nun muss er das Kreuzesholz selbst zur Hinrichtungsstätte schleppen. Blutig sind seine Hände, mit denen er den harten, kantigen Kreuzesbalken ergreift.  Er ist bereit. „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“,  hat er seinem himmlischen Vater gesagt. Im Hintergrund  sind Gitter zu sehen, daran Fleischerhaken.  Daran  wurden Widerstandskämpfer  in der NS-Zeit  hingerichtet. Der Maler Sieger Köder holt den Kreuzweg in die heutige Zeit.  

Jesus, in unserer Angst und menschlichen Schwachheit sind wir nicht allein. Wenn du an unserer Seite bist, finden wir die Kraft zum Durchhalten.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz (c) M. Haschke

Schwer ist der Kreuzesbalken, der auf Jesu Schultern drückt. Darauf lastet die ganze Schuld der Menschheit. Wir erkennen über dem Balken einen verzweifelten Gefesselten, Roland Freisler, den NS-Richter, den Säufer in seinem Rausch und die Frau, an der sich jemand mit Gewalt vergeht. Nur mit aller Anstrengung kann sich Jesus unter dieser Last aufrecht halten.  

Jesus, wir danken dir, dass du auch uns trägst, dass du uns aushältst, dass du voller Liebe und Geduld mit uns bist. Steh uns bei, wenn wir uns mit dir gegen das Unrecht wehren.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter (c) M. Haschke

Liebevolle Gesten der trauernden Mutter Maria, für uns nicht sichtbar hinter dem Kreuzesbalken: Gesicht an Gesicht, vielleicht ein liebevoller letzten Kuss? Zärtlich ruht ihre Hand auf der seinen.  Voller Liebe und ganz nahe ist sie ihrem Sohn, den sonst fast alle verlassen haben. Sich hineingeben in den Willen Gottes, das hat Maria schon früh gekonnt: „Mir geschehe, wie du gesagt hast“, hatte sie einst gesagt. Jesu Sterben anzunehmen ist ungleich schwerer. Will die Farbe Grün ihres Gewandes und auf ihrer Hand andeuten, dass sie trotzdem Hoffnung hat? Hoffnung auf das Leben nach dem Tode?

Jesus, wandle die Herzen der Menschen in liebende Herzen. Hilf, dass Menschen in Not spüren: Da ist einer für mich da.

5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (c) M. Haschke

Bleich ist das Gesicht Jesu, er ist erschöpft, frisch und voll Lebenskraft dagegen das des Simon. Eigentlich wollte der gar nicht helfen, er wurde dazu gezwungen. Nun stehen beide wie Brüder nebeneinander. Jesus legt seinen Arm um Simon, Simon den seinen um Jesus. Beide haben den schweren Kreuzesbalken gegriffen. Gemeinsam schleppen sie nun, tragen die Last. „Einer trage des anderen Last. So erfüllt ihr das Gesetz des Herrn“, heißt es.

Jesus, stärke unsere Hilfsbereitschaft. Lass uns erkennen, dass wir im Leid zu Freunden werden können.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

6. Station: Veronica reicht Jesus das Schweißtuch (c) M. Haschke

Veronika sieht Jesu Gesicht, voller Schweiß und Blut. Wie kann ich wenigstens ein Bisschen helfen, trösten, Nähe zeigen? So fragt sie sich. Sie riskiert, von den Wächtern zurückgestoßen zu werden. Aber mutig reicht sie Jesus das Tuch. Die Legende sagt, auf diesem Tuch bildete sich sein Gesicht ab. Veronika, eine liebevolle, mutige Frau. – Eine leere Essensschale sehen wir unten auf dem Bild, gehalten von schwarzen Händen. Gäbe es mehr Menschen, die Leid sehen und so wie Veronika auch handeln, so liebevoll und hilfsbereit, dann wären viele Essensschüsseln auf der Welt nicht leer.

Jesus, lehre uns Solidarität und Zivilcourage zu zeigen, nicht wegzusehen, wenn jemand leidet.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz (c) M. Haschke

Auf die Knie ist Jesus gefallen, noch kann er den Kreuzesbalken hoch halten. Der drückt auf seinen Rücken, der wund ist von der Geißelung. Nicht nur den einen Kreuzesbalken sehen wir. Menschen neben ihm, rechts und links, tragen ihre Kreuze, ihr Leid, ihre Niederlagen: der Afrikaner, die Ordensschwester und andere. Zur Nachfolge hat Jesus aufgerufen: „Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“.

Jesus, du bist bei uns, wenn auch wir unsere Kreuze tragen. Hilf uns, dich im Blick zu behalten, deine Nähe zu spüren.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen (c) M. Haschke

Jesus begegnet den weinenden Frauen, Männern und Kindern der heutigen Zeit: Jüdischen Frauen, die im KZ den Judenstern tragen mussten, Japanerinnen, die die Schrecken der Atombombenabwürfe erlebten, Palästinensern, die mit ihren Familien in Gefahr und elend engen Verhältnissen leben. Selbst auf dem Kreuzweg lässt Jesus das Licht der Hoffnung aufgehen. Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe, Frieden, Heil, Erlösung schenken, tröstet er die Notleidenden.

Jesus, gläubig und voller Hoffnung schauen die Menschen zu dir auf. Stärke du auch unser Vertrauen in deine Hilfe und erlösende Kraft.

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz (c) M. Haschke

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Jesus ist gestürzt, liegt ganz unten, einsam, niedergeschlagen, völlig erschöpft, auf steinigem Boden, in totaler Gottverlassenheit. Leer ist es auf dem Bild. Nichts ist zu sehen von dieser Welt, nicht ein einziger Mensch, nur Jesus ganz allein. Seltsam darüber: der blaue Himmel, die fahle Sonne. Nichts sieht er davon, er ist ganz unten. Und doch: Ein helles Licht geht von seinem Gesicht aus, heller als die Sonne darüber, die wie vom Nebel bedeckt ist. Seine Botschaft ist unzerstörbar: Ich bin das Licht der Welt, ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben in Ewigkeit.

Jesus, hilf uns, dass wir auch in dunkelsten Stunden an dein Licht glauben, auch wenn wir am Boden liegen und aus eigener Kraft nicht mehr können.

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt (c) M. Haschke

Kreuzigung sollte auch mit Entwürdigung verbunden sein, die Verurteilten wurden entblößt. Entwürdigung geschieht hier ganz anders: Nicht die Kriegsknechte würfeln diesmal um das Untergewand Jesu, das doch unzerteilt bleiben soll. Nein, Entwürdigung läuft hier so: Es sind die Repräsentanten der verschiedenen Konfessionen, die jeder ein Stück vom Gewand haben wollen: der orthodoxe Priester, der evangelische Pfarrer, der katholische Bischof. Wie ein Kreuz geht nun ein Schnitt durch das Gewand, das hier symbolisch steht für die Einheit der Christen. Nein, nicht die Einheit haben sie im Blick. Keiner von ihnen sieht Jesus ins Gesicht. Jeder will sein Stück. - Eine Faust rechts am Bildrand hält eine Fahne, rot von Blut, sie steht für all das Unrecht, das die Kirchen verbreitet haben, statt die von Jesus ersehnte Einheit zu wahren und seine Frohbotschaft zu verkünden.

Jesus, du willst die Einheit im Glauben, ein Miteinander und Füreinander. Sei du in unserer Mitte und hilf uns, Trennendes zu überwinden.

11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (c) M. Haschke

Der Kriegsknecht schwingt den Hammer und nagelt Jesus ans Kreuz, auf das man ihn gelegt hat. Gequält von grausamen Schmerzen blickt er nach oben. Die Sonne verfinstert sich. Da steht ein Kreis neugieriger Menschen um ihn herum, die auf ihn herabschauen. Jesus sieht in gleichgültige Gesichter, hasserfüllte, skeptische, solche voller Schadenfreude, eine Gestalt mit Händen vorm Gesicht voller Entsetzen, einer hat nur seine Thorarolle im Blick. Menschen im Anblick unsäglichen Leides. Wer von ihnen ist mitfühlend?

Jesus, lehre uns, mit deinen Augen zu sehen und erkennen, was die Menschen denken und fühlen. Lehre uns, zu verstehen trotz aller Schläge und aller Brutalität.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz (c) M. Haschke

Wer steht treu bei Jesus in seiner Todesstunde? Nur Maria, seine Mutter, Johannes, sein Lieblingsjünger, und Maria Magdalena. Lange Stunden der Qual hat er erlitten. Sie hören seine letzten Worte: Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist. Jesu Gesicht ist schon vom Dunkel des Todes umgeben. Der Vorhang im Tempel zerreißt, den stellt der Maler dar wie Blätter einer Thorarolle. Die Thora, das Gesetz, ist durch Jesu Tod erfüllt. Erlösung, Befreiung, neues Leben kommt.

Jesus, auch wir möchten in Treue dir nahe sein. Wir danken dir für deine liebevolle Hingabe für uns.

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

13. Station: Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt (c) M. Haschke

Den toten Sohn hält Maria auf dem Schoß, zärtlich umarmen ihre Hände seinen toten Leib, voll Liebe legt sie ihr Gesicht an seinen Kopf. Der Tod schreckt sie nicht. Zwei Schädel sind zwar zu sehen auf dieser Schädelstätte und der tote Jesus ist voller Wunden. Ihr Gesicht aber strahlt Ruhe aus, keine Verzweiflung. Sie weiß: das Heilswerk ist vollbracht. Ihr grünes Gewand deutet die Hoffnung auf neues, erlöstes Leben an. Auf ihrer Schulter hat sich die Taube niedergelassen, die wie zu Noahs Zeiten einen Ölzweig im Schnabel hält. Der Frieden und ein neuer Bund sind nun befestigt zwischen Gott und den Menschen.

Jesus, du wirst auferstehen und einst auch wir mit dir. Stärke uns in dieser Hoffnung.

14. Station: Der Leichnam Jesu im Grab

14. Station: Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt (c) M. Haschke

In einem Felsengrab wird Jesus bestattet, eingewickelt in weiße Tücher. Der reiche Kaufmann Josef von Arimathäa hat das Grab zur Verfügung gestellt. Ein schwerer Stein wird vor den Eingang gewälzt, doch schon eine Spur des Osterlichtes leuchtet von dort her. Stärker ist die Helligkeit, die von Jesu Leichnam ausgeht. Er ist tot, sein Blut dringt noch durch die Grabtücher, aber um sein Haupt leuchtet schon ein goldener Schein. Neues Leben bahnt sich an. Das Grab ist nicht das Ende. Bald wird Jesus auferstehen.

Wer an Christus glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Jesus, wir bitten dich von Herzen: Bestärke uns in diesem Glauben. Amen.

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